Mein dreißig Jahre altes Reiserad

Anforderungen an mein neues Reiserad

-Dieser Artikel enthält unbezahlte Markennennungen-

Es war das Jahr 1989. Ich war 14 Jahre alt und meine alleinerziehende Mutter spendierte mir für einen damals unvorstellbaren Betrag von 1000 DM ein neues Fahrrad. Für mich ein Reiserad mit dem ich auf große Reisen gehen wollte. 1000 DM waren damals für uns ein Vermögen und der Kauf eines so teuren Rades sorgte in meiner autogläubigen Verwandtschaft für einen kleinen Skandal.

Das Trekkingrad – damals war das Neudeutsch 🙂 –  der französischen Marke MBK (ehemals wohl Motobecane) hatte eine hässliche giftgrüne Lackierung, aber dafür einen ChroMoly-Stahlrahmen, Mavic-Hohlkammerfelgen mit Nirostaspeichen und eine komplette Shimanoausrüstung.

Fast 30 Jahre später besitze ich das Rad immer noch – siehe oberes Titelbild. Nach vielen 10 Tausenden Kilometern benutzte ich es für alltägliche Kurzfahrten. Eine längere Radreise wird es aber nicht mehr schaffen und ein Neuaufbau lohnt sich auch nicht. Der Rahmen gibt das nicht mehr her. Denn auch vor 30 Jahren hat man für 1000 Mark nicht das Topmodell eines Reiserades bekommen. Der Traum vom damaligen Reiseradprimus Koga-Miyata oder einem Giant Expedition musste unerfüllt bleiben. Beides war damals preislich für mich unerschwinglich.

Somit ist es Zeit für ein neues Traum-Reiserad

Auch wenn noch einiges Zeit vergehen wird, bevor es auf die große Reise geht, denke ist es nicht verkehrt sich in den nächsten Wochen Gedanken über ein passendes Reiserad zu machen. Ich möchte das Rad in den nächsten 2 Jahren auf Herz und Nieren prüfen und die eine oder andere Kurzreise mit dem Rad unternehmen.
Wenn es dann irgendwann wirklich losgeht, sollen wir ein eingespielt Team sein:-)

Um den Anforderungen einer Fernreise gewachsen zu sein, wird mein neues Reiserad mindestens 3000 Euro kosten müssen. Das ergaben meine ersten Internetrecherchen und die Radkonfiguratoren der in Frage kommenden Radmarken wie Velotraum oder Rotor.
Ein beachtlicher Betrag der sich aber über die anzunehmende langjährige Nutzung aber sehr relativiert.

Unverwüstlich und unauffällig

lauten meine zwei Hauptanforderungen an mein neues Reiserad.
Gewicht und Design sind für mich zweitrangig.

Dezentes Aussehen ist aus meiner Sicht auch für den Alltag der beste Diebstahlschutz. So werde ich auf edel wirkende Teile aus polierten Edelstahl oder Chrom verzichten. Alle Teile inklusive Speichen werden schwarz sein. Auch die Lackierung wird in einer dunklen pulverbeschichteten Farbe und ohne leuchtende Herstellerlogos ausfallen.

Stahlrahmen und 26 Zoll sind gesetzt

Ein Stahlrahmen und Gepäckträger aus ChroMoly-Stahl sind für mich gesetzt. Ich gehe davon aus, dass Stahl von jeder Werkstatt weltweit im Notfall geschweißt werden kann und man so eine Reise irgendwie fortsetzen kann. Was bei Aluminium sicherlich nicht der Fall ist.

Auch die Laufradgröße ist für mich mit 26 Zoll gesetzt. Einerseits bin ich mit 90kg nicht der leichteste und anderseits gehe ich davon aus, dass für 26 Zoll weiterhin weltweit (neben 28 Zoll) am leichtesten Ersatzteile zu erhalten sind.

Ich weiß zwar nicht, ob ein Rad mit 26 Zoll Laufrädern nachweislich stabiler sind, aber es fühlt sich für mich einfach so an. Bei meinem Mountainbike mit 26 Zoll Stollen mache ich mir einfach während der Fahrt keine Gedanken über Schlaglöcher, die ich umfahren muss. Wenn ich mal eins übersehe, dann ist das zwar unangenehm, aber es hat noch nicht mit einer gebrochenen Felge oder einer Acht in der Felge geendet. Bei meinem alten 28 Zoll Reiserad musste ich relativ schnell nach dem Kauf die qualitativ hochwertige Hohlkammerfelge von Mavic austauschen. Sie hat den Bordsteinen im täglichen Stadtverkehr nachgegeben. Um das neue Laufrad stabiler zu bekommen, habe ich damals das Hinterrad mit einer 4-fach Speichenkreuzung versehen. Das Laufrad hat danach 25 Jahre ohne einen Speichbruch oder einer Acht überstanden. Dafür braucht man aber längere Speichen als bei einer standardmäßigen 3-fach Kreuzung und da wären wir wieder bei einem theoretischen Ersatzteilbeschaffungsproblem.

Komponenten sollen möglichst unkaputtbar und unauffällig sein

Mit fast unkaputtbar meine ich Teile wie einen Brooks-Sattel, Gepäckträger von Tubus, eine hydraulische Magura-Felgenbremse, Reifen Schwalbe Mondial, ein Som-Nabendynamo oder eine Rohloff-Schaltung.
Die genannten Teile haben einen stolzen Preis und sind kein Muss, um eine Radreise zu unternehmen. Sie haben sich aber bei vielen Radreisenden über wahrscheinlich Millionen von Kilometern einfach bewährt. Wenn ich den Komfort, die lange Lebensdauer und möglichen hohen Wiederverkaufswert berücksichtige, ist der Preis für mich fair.

Darüber hinaus sehen die beiden letztgenannten Teile Rohloff und Magura im Vergleich zu einigen technisch gleichwertigen Alternativen deutlich dezenter und gewöhnlicher aus. Was ich als Vorteil sehe. Ein Pignon-Getriebe sieht meiner Meinung nach im Vergleich zu einer Rohloff dagegen auf den ersten Blick wie das Getriebe eines teuren Pedelecs aus. Auch eine Scheibenbremse finde ich zu auffällig. Wobei ich an der mechanischen Scheibenbremse Avid BB7, die an meinem Cyclocross-Rad montiert ist, technisch und an der Bremsleistung nichts auszusetzen habe.

Bei anderen Komponenten bin ich mir noch unsicher.

Die Sattelstütze Cane Creek Thunderbuster soll sehr empfehlenswert sein, was den Federungskomfort und Lebensdauer angeht. Allerdings finde ich die ziemlich auffällig. Zusätzlich steht sie mindestens 14 cm aus derm Sattelrohr heraus. Das muss sich erstmal mit der passenden Rahmengröße vertragen.

Noch unwissender bin ich beim Cockpit. Welcher Lenker, welcher Steuersatz oder welcher Vorbau?

Auch bin ich mir über die beste Art das Smartphone&Co unterwegs aufzuladen unklar.

Hier kommt noch einiges an Recherche auf mich zu.

Hier die vorläufige Kompontenliste meines neuen Traum-Reiserades (Stand 16.12.2018)

Laufradgröße 26″
Rahmen und Gabel CROMO-Stahl mit Sockeln für Cantilever / Magura-Bremsen
Rahmenfarbe PULVERBESCHICHTUNG
Hinterradnabe ROHLOFF SPEEDHUB 500/14 CC EX OEM 32L Schwarz
Schalthebel ROHLOFF SCHALTDREHGRIFF
Kassette ROHLOFF STECKRITZEL Z16
Felgen RYDE ANDRA 40 26“ 32L SCHWARZ
Speichen Sapim Race – 2mm, schwarz
SAPIM POLYAX SCHWARZ
Reifen SCHWALBE MARATHON MONDIAL DRAHT 26 X 2,00
Bremskörper MAGURA HS33 R 2-FINGER EINZELBREMSE SZ mit Brakebooster
Nabendynamo SON 28 32L SCHWARZ
Schutzbleche SKS BLUEMELS 26″ schwarz
Scheinwerfer SON EDELUX II SCHWARZ
Rücklicht B&M 2C
Gepäckträger TUBUS LOGO EVO 26”/28” Schwarz
Lowrider TUBUS TARA
Seitenständer PLETSCHER COMP FLEX KSA18 Schwarz
Griffe ERGON GP2-L ROHLOFF
Sattelstütze CANE CREEK THUDBUSTER LT SCHWARZ MATT
Sattel BROOKS B17 STANDARD – SCHWARZ
Sattelklemme: kein Schnellspanner
Steuersatz ?
Vorbau ?
Lenker ?
Kurbel ?
Innenlager ?
Kette ?

Das wichtigste zu letzt – der passende Rahmen

Die besten Komponenten an einem Rad bringen nichts, wenn der Radrahmen einem nicht passt. Die Herausforderungen einen passenden Rahmen beim Kauf eines neuen Rades zu finden, habe ich in dem Beitrag „Mein neues Reiserad (Teil 2)“ beschrieben.

 

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