Ausblick auf das Bodetal vom Hexenberg

Wo liegt das Harzgebirge? Kurzurlaub in einem (un)bekannten Land

Durch eine unbekannte geschichtsträchtige Altstadt schlendern und immer wieder gespannt sein, was man hinter der nächsten Ecke entdecken wird. Spontan in eine Gasse einbiegen. Sich das das Leben und Treiben der letzten Jahrhunderte vorstellen. Schließlich in einem Café eine regionale süße Spezialität oder doch lieber beim Chinesen eine leckere Tagessuppe probieren:) Einfach die gemeinsame Zeit in einer schön neuen altwürdigen Umgebung genießen. 

Für so einen Kurzurlaub fallen mir persönlich Städtchen wie Brügge in Belgien, Krakau in Polen oder so manche italienische Kleinstadt wie Lucca oder Pisa ein. Alle diese historischen Städtchen sind über ihre Landesgrenzen bekannt, aber von Quedlinburg im Harzgebirge mitten in Deutschland habe ich bis vor kurzem noch nie was gehört. Da bin ich wohl nicht allein. Auch meine Freunde, die teils bereits die halbe Welt besucht haben, war es kein Begriff. Geographisch zentral in Deutschland zu Füßen des Harzgebirges gelegen, ist es aus jeder Ecke Deutschlands in wenigen Autostunden erreichbar und einen Besuch definitiv wert. 

Quedlinburg muss man gesehen haben

Quedlinburg, ein Städtchen mit UNESCO Weltkulturerbe Status. Diese Auszeichnung hat das Städtchen nicht umsonst bekommen. Selten eine deutsche Kleinstadt besucht die soviel Charme versprüht. Architektonische Vielfalt aus der über der 1000jährigen Stadtgeschichte möchte erkundet werden. Neben einer Altstadt, die fast komplett aus Fachwerkhäusern unterschiedlicher Alters, Größe und Fassaden-Colour besteht, gibt es auch Straßenzüge mit großzügigen Herrenhäusern zu bestaunen. 

Quedlinburg_Fachwerkhaeuser_hinter_St_Nicolai_Kirche
St. Nicolai-Kirche mit dahinterliegenden Fachwerkhäusern

Was für mich die Stadt sehr sympathisch macht, ist die Tatsache, dass (noch) nicht alles perfekt restauriert ist. Darüberhinaus gibt sich hier und da auch noch eine Bausünde aus der DDR-Zeit trotz neues Anstriches zu erkennen. Ist eben auch Geschichte. Es gibt die „grauen“ Lücken. Häuser mit Holzfenstern von denen die Farbe abblättert. Häuser wo hoffentlich Menschen leben, die diese Stadt ihre Heimat nennen. Zumindest stellte ich mir das so vor. Quedlinburg ist eben auch eine normale Stadt, in der neben oder trotz des Tourismus auch das normale Leben stattfindet. 

Quedlinburg_an_einem_Samstag_im_Januar_2020

Es gibt natürlich auch ein Schloß mit einer Kirche, die beide auf einer Anhöhe über der Stadt thronen. Von diesem Schloßberg hat man zu einer Seite einen Weitblick über Quedlinburg mit der dahinter liegenden Ebene. Zu der anderen Seite, für uns Richtung der eigentlichen Attraktion und des wahren Grundes unserer Kurzreise erstreckt sich das Harzgebirge. 

Das Harzgebirge – ein beliebtes Wandergebiet

Bekanntester Wanderweg des Harzgebirges ist wohl der Hexenstieg. Wir hatten zwar nicht die Zeit mitgebracht diese 200km lange Wanderroute quer durch den Harz abzulaufen, aber 2 Rundwege waren drin. 

Für diese Ausflüge war Quedlinburg ein gutes Basislager. Die Ausgangspunkte der beiden Routen waren bequem mit dem Auto in wenigen Minuten zu erreichen. Abends Anfang Januar bot das mit gelbfarbenen Laternen ausgeleuchte Quedlindburg nicht nur eine etwas geheimnisvolle bis romantische Athmospähre, die nur alte Städte versprühen können, sondern auch eine gastronomische Vielfalt, um schmackhaft einen langen Wandertag zu beenden.

Unsere Schlafstätte im Quedlinburg war übrigens selbst ein kleines Highlight. Das Baujahr des Fachwerkhauses war auf 1647 datiert!

Hotel_Nicloai_Quedlinburg_Fachwerkhaus_von_1647

Direkt am kleinen Marktplatz mit Blick auf die Spitztürme der St-Nicolai-Kirche bot das kleine Hotel nicht nur den Charme eines altwürdigen Gebäudes, sondern auch allen Komfort und ein ausgiebiges Frühstück. Dafür empfanden wir den Preis von 100 Euro pro Nacht (inkl. Hund) als fair.

1.Wanderroute: Hexenberg und Bodekessel

So gestärkt machten wir uns am zweiten Tag unseres Aufenhaltes auf den Weg nach Thale zu unseren ersten Wanderroute, die uns durch den Bodetalweg führen sollte.

Der Bodetalweg führt an dem Abschnitt quasi durch eine Schlucht, die naturgemäß an beiden Flußseiten von Steilwänden umgeben ist. Anstatt den selben Talweg rauf und runter zu laufen, entschlossen wir uns den Hinweg über den Rücken der Steilhänge zu bewältigen. Dafür war von dem Städtchen Thale erstmal ein steiler Anstieg zum berühmten oder zumindest recht bekannten Hexentanzplatz oben auf dem Talhang notwendig. Diese 300 Höhenmeter trieben nicht nur den Puls ordentlich nach oben, sondern erforderten auch unsere volle Konzentration, da der Weg von groben Steinen gesäumt ist. Waren trotzdem froh, dass wir den Weg nicht runter, sonder rauf mussten. Runter besteht aus meiner Sicht akute Umknickgefahr.

Steiniger_Weg_zum_Hexenberg_im_Harz
Steiniger Aufstieg zum Hexentanzplatz

Wer oben angekommen ist, wird mit Unmengen anderer Touristen belohnt, die den Weg entweder mit Auto oder mit dem Kabinenlift geschafft haben. Der Blick in das Bodetal von hier oben ist aber auf jeden Fall den Aufstieg und eine erste Pause wert. Macht Vorfreude auf den Rückweg.

Unsere Wälder finden Klimawandel nicht so toll

Der weitere Weg bis zum Abstieg in das Bodetal ist entspannt und unspektakulär. Die Mengen an gefällten Bäumen am Wegesrand deuten auf intensive Forstwirtschaft oder eher auf Zwangsfällungen aufgrund der Trockenheit der letzten beiden Jahre hin von der auch der Harz offensichtlich nicht verschont geblieben ist.

Harz_2020_grosse_Stapel_gefaellter_Fichten

Der Landesforstbetrieb warnt sogar entlang der Wanderwege, dass das Betreten des Waldes eine Gefahr für Leib und Leben bedeutet!  
Zitat: „Aufgrund der anhaltenden Trockenheit und einem hohen Schadaufkommen in unseren Wäldern sind bei vielen Bäumen Absterbeerscheinungen festzustellen.“ Traurige Wahrheit die uns am nächsten Tag auf unserer 2 Wanderung kilometerweit dann auch begleitet hat. 

Einer kurze Pause am schönen Aussichtspunkt „weißer Hirsch“, folgte der Abstieg runter ins Bodetal.

Unten angekommen, findet man problemlos auf den Hexenstieg E06 und wandert entlang der Bode durch die Schlucht zurück nach Thale.

Wanderschild_Harzes_Hexen_Stieg_und_Warnung_Lebensgefahr

Bodetal unbedingt auch von oben genießen

Leider erhascht man aufgrund der dichten Vegetation selten einen freien Blick auf die Steilhänge. Im Winter schon eher als im Sommer. An sich würde ich empfehlen den Harz im schneefreien Winter fürs Wandern zu besuchen. Vermutlich ist Mitte Januar bis März eine gute Zeit, komplett außerhalb der Saison. Denn auch Anfang Januar waren die Wanderwege gut besucht, aber wenn man die ausgetretenen Pfade sieht, kann man erahnen wie viel „Verkehr“ mehr es sonst auf den beliebten Routen im gesamten Harzgebirge gibt.

Bodekessel_seltener_freier_Blick_auf_die_Steilwaende
Ausblick aus dem Bodekessel

Unser Rundweg war insgesamt ca. 17 km lang. Wieder mal etwas länger als gedacht und geplant. Die Belohnung waren schwere Beine am nächsten Morgen, die uns etwas mehr Überwindung für die 2.Tagestour kosteten. Unsere „Besteigung“ des Brockens, des höchstens Berges des Harzgebirges.

Bildimpressionen Bodetal und Quedlinburg

Bodetal_Winter_2020
Bodetal – kalte schattige Seite
Quedlinburg Marktplatz
Quedlinburg Marktplatz
Quedlinburg_Blick_Spitztuerme_Saint_Nicolai_Kirche
Ausblick aus dem Hotelfenster

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