Fernnsinn_Radreise_mit_Hund_unterwegs_auf_dem_Weserradweg

Radreisen mit Hund

Als wir uns entschlossen Winni in unsere Familie aufzunehmen, war sie mit ungefähr 4 Jahren ein ausgewachsener Hund mit einem Kampfgewicht von immerhin 16kg. Ihre ersten Lebensjahre soll Winni auf der griechischen Insel Samos als Strassenhund verbracht haben.
Winni war für alle von uns dreien der erste Hund.

Entsprechend unerzogen war Winni und entsprechend unerfahren bis überfordert waren wir.

Allerdings waren wir uns der Tragweite unserer Entscheidung bewusst. Es war uns vollkommen klar, dass wir für mindestens die nächsten 10 Jahre eine Verantwortung für Winni tragen würden. Egal was passiert.

Winni hatte einen ausgeprochenen lieben Charakter insbesondere Kindern gegenüber. Sobald man aber sich mit ihr auf die Strasse begab, mutierte sie zu einem Strassenhund. Sie machte das was sie in ihren ersten Lebensjahren auf der Strasse gelernte hatte. Sie begab sie unverzüglich auf Futtersuche oder Jagd. Alles was ihr im entferntesten auf der Erde fressbar erschien, verschwand innerhalb von Millisekunden in ihrem Maul. Da halfen keine  Leckerlies der Welt als Gegenanreiz es nicht zu tun. Die Leckerlies, die sie wenige Minuten vorher im Haus köstlich fand, interessierten sie auf der Strasse nicht im geringsten.

Bei der Erziehung machten wir deswegen nur mühsam Fortschritte. Am Fuss laufen hat Winnie bis ans Ende ihrer Tage nicht wirklich lernen wollen :)

Radreise_mit_Hund_Abkühlung_im_Fluss
Hund auf Radreise während einer Pause

Urlaubsbetreung für einen Strassenhund

Entsprechend schwer war es für Winni eine Urlaubsbetreuung zu finden. Ein einziges Mal hatte sich meine Mutter für diesen Job einspannen lassen. Beiden hat es nicht gut getan. Winni hatte in den zwei Wochen gefühlte 5 Kilo zugenommen und hatte einen erzieherischen Rückfall. Meine Mutter brauchte danach selbst 2 Wochen Urlaub.

Ab dem Zeitpunkt war uns klar, wird Winni überall mitgenommen. Egal wohin und wie die Reise hingeht.

Hunde-Herrchen-Training vor der Radreise

Als wir auf unsere erste Familienradreise gehen wollten, war es nicht nur für unsere Tochter, sondern für unseren Hund eine Premiere. Winni hat wunderbar gelernt beim Radfahren zu meiner rechten Seite neben dem Rad zu laufen. So war Winni durch mich von den links vorbeifahrenden Autos stets gut abgeschirmt.

Das funktionierte sogar ohne Leine. Ich brauchte nur auf meinen rechten Oberschenkel zu klopfen und schon reihte Winni sich rechts neben mir ein.

Auch wenn Winni eine leidenschaftliche Läuferin war, war klar, dass sie es nicht schaffen würde jeden Tag um die 60 km zu rennen. Ein gebrauchter Kinderfahrradanhänger für 20 Euro bei ebay war schnell ersteigert. 

Die spannende Frage war, wie gern sie darin Platz nehmen würde?
Der Hänger selbst bot genug Platz, schließlich war er für 2 Kleinkinder konzipiert.

 Radreise mitHund im Radanhänger

Zu dem Zeitpunkt der ersten Radreise war Winni über 2 Jahre bei uns. Sie verstand den Befehl „Geh auf deinen Platz“ zu Hause mittlerweile sehr gut. Diesen Befehl verstand sie auf Anhieb glücklicherweise auch im Zusammenhang mit dem Fahrradanhänger. Wenn ich den Befehl sagte und auf den Hänger zeigte, sprang sie auf Anhieb eigenständig in den Hänger und machte auch während der Fahrt darin Platz. Lediglich, wenn der Hänger über unebenes Gelände holperte, war ihr das nicht ganz geheuer. Dann richte sie sich auf und änderte Ihre Position in Sitz. Ein strenges „Platz“ genügte aber und Winni beruhigte sich wieder. Sie machte sich dann wieder liegend im Hänger gemütlich.

Ansonsten haben wir vor Reisebeginn mit Winni und Anhänger einige Testfahrten gemacht. Es klappte alles wunderbar, so dass es auch nicht nötig war Winni am Halsaband an einem der Hängergurte festzuschnallen.

Da das alles so gut klappte, hatte ich auch nicht das Gefühl den Hänger abschließen zu müssen, was sich während der Reise noch als fast fataler Fehler rausstellen würde.

Das hat den Vorteil, dass Winni auch ohne mein Zutun jederzeit auf Befehl aus dem Anhänger rausspringen konnte und ich dafür nicht jedes Mal vom Rad absteigen musste.

Erfahrungen mit unserem Hund auf Radreisen

Wie erwähnt,  wog Winni immerhin 16kg und am bergauf war sie auf ihren 4 Pfoten in der Regel schneller unterwegs als wir auf unseren zwei Rädern. So konnte ich an jedem Berg sie mit einem kurzen Befehl „Komm“ aus ihrem Hänger „befreien“ und mir die Bergauffahrt erleichtern.

Radreisende mit Hund und Radhänger

Allerdings rannte Winni um ihr Leben gern. Das muss man fast wörtlich nehmen. Auf geraden oder abfälligen Strecken konnte sie das Tempo zwar locker mithalten, aber man muss den Hund vor sich selbst schützen. Es besteht die Gefahr, dass das ein solcher Rennhund überanstrengt ohne es selbst zu merken. Das ist uns fast mit Winni passiert. Als wir nach einigen Kilometern auf einem flachen Weser-Radweg Winni etwas zu fressen gaben und sie zum erstem Mal überhaupt nicht  fressen wollte, war mir klar, dass der Hund auf flachen schnellen Streckenabschnitten grundsätzlichh in den Anhänger gehört. 

Zweite Erfahrung die ich mir gern erspart hätte, die aber ebenfalls glimpfich ausgegangen ist, ist auf einer schnellen Abfahrt passiert. Winni lag wie immer bei Abfahrten im Hänger. Allerdings wurde die Abfahrt ziemlich schnell und etwas holprig. Beides zusammen führte dazu, dass unseren Hund eine kleine Panikattacke überkam und  sprang ohne Ankündigung aus dem Hänger. Das Ergebnis war eine Rolle vorwärts und eine aufgeschlagene Unterlippe bei dem Hund. Für mich endete das mit der Erkenntnis, dass egal wie verlockend eine Abfahrt in Zukunft sein würde, ich diese mit Hund im Hänger nur in einer gemäßigten Geschwindigkeit absolvieren würde.

Familie Radreisender mit Hund im Fahrradanhaenger

Diese Erkenntnisse verinnerlicht, waren die weiteren Radreisetage mit unserem Hund ein Vergnügen. Auf Anschnallen oder Abschließen des Hängers konnte ich verzichten.

Angeschnallt habe ich Winni im Hänger lediglich in Großstädten mit viel Verkehr. 

Radreisen mit Hund eine kleine logistische Herausforderung

Ansonsten waren unsere Hunde-Radreisen eine logisitsche Herausforderung. Meistens ist man bei Radreisen irgendwann auch mit Zug unterwegs. Wenn man dann neben einem Kind, 3 Rädern, 12 Radtaschen, auch sich um einen Hund und seinen Fahrradanhänger kümmern muss, gerät ein Einstieg oder Ausstieg durch eine gefühlt viel zu kleine EC-Zugtür zu einem Stressschub. Aber letztendlich sind wir immer noch aus jedem Zug vollständig rein und  rausgekommen.

Die Radreisen mit unserem Hund Winni waren uns jede Mühe wert und werden für uns unvergesslich bleiben.

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