Dachte ich bis nicht allzu langer Zeit. Ich selbst bin gern immer sportlich und schnell unterwegs (gewesen). Leichtathletik und Fußball waren über lange Jahre meine Leidenschaft. Sportliche Bewegung hat mir Spaß gemacht, wenn sie dynamisch und athletisch waren. Allein schon Langlaufen, als eine Disziplin der Leichtathletik, fand ich langweilig und zu anstrengend. Ich muss zugeben, dass Ausdauersport war und ist nicht wirklich mein Ding.
Wandern war aber für mich etwas für Leute, die sogar nicht sportlich genug fürs Dauerlaufen waren. Selbst als Wandern quasi zum Trendsport wurde, habe ich davon nichts wissen wollen.
Nun, wie der Zufall es so will, traf ich vor einiger Zeit einen Jugendfreund wieder. Wie sich relativ schnell raus stellte, hatte der ehemalige überzeugte Pauschaltourist eine neue Leidenschaft für sich entdeckt – das Wandern. Wenn er von seinen Wanderungen erzählte, kam er regelmäßig ins Schwärmen. Offensichtlich haben seine Slowtravelling-Wanderreisen in sein ansonsten nüchternes und sachliches Naturell tiefe emotionale Spuren hinterlassen.
Das war Anlass genug für mich mal das Wandern auszuprobieren.
Für den Anfang sollte eine Tageswanderung genügen
An einem schönen, sonnigen Herbstmorgen fuhren wir zu dem Stausee der Wanbachtalsperre. Meine Erwartungen waren an die Landschaft und dieses bevorstehende Naturerlebnis nicht besonders hoch. Der Stausee in den 50er Jahren angelegt, liegt nur wenige Kilometer von dem Ballungszentrum Köln-Bonn entfernt.
Auf dem Parkplatz an der Talsperre angekommen, erlebten wir die erste Überraschung. Unser Auto war das einzige, was dort abgestellt werden wollte. Ich schnürte zum ersten Mal in meinem Leben meine Wanderschuhe, die ich mal zufällig für kleines Geld erworben hatte, um Wandern zu gehen und nicht, weil es draußen geschneit hatte.
Nach nur wenigen Hundert Metern entlang einer asphaltierten Straße tauchten wir in einen dichten Mischwald mit seinen schönen herbstlichen Gelb-Braun-Tönen.
Dem 24km langen Rundweg um den Stausee war es leicht zu folgen, da neben den Schildern zwischendurch der Ausblick auf den Stausee durch den dichten Wald frei wird und die Orientierung einem so sehr leicht fällt. Gut für Anfänger:-)
Ohne Navi, kann man sich wunderbar auf das Wandern konzentrierten.
Wandern bedeutet lange Zeit einfach gehen
Angeblich sind wir evolutiontechnisch fürs Gehen wie gemacht. Nur leider hilft die Evolution in einem praktischen Test herzlich wenig, wenn man ansonsten im Alltag mindestens 8 Stunden sitzend am Schreibtisch verbringt. Dachte ich vor dem Start und hatte einen gewissen Respekt vor den 24km.
Gleichmäßiger Schritt und leicht erhöhter Puls fühlten sich allerdings sehr angenehm an. Wenn das Dauerlaufen mich immer wieder ein wenig Überwindung kostet und bei mir die Gefahr besteht kurzfristig zu überpowern, ist das Gehen anscheinend eine mehr natürliche Bewegungsweise – zumindest für mich.
Das langsame Tempo erlaubte mir noch mehr Details der Landschaft wahr- und aufzunehmen als ich es von Radfahren gewohnt bin. Zwischendurch bereicherte ein Gespräch mit meinem Wanderpartner zusätzlich das angenehmere Vorankommen.
Ein Gefühl an diesem Tag genau das Richtige zu tun stellte sich
Ich will sogar behaupten, dass die Ruhe des grün-blauen Seewassers umrahmt von den Herbstfarben des Waldes und den langen Sonnenstrahlen der tiefstehenden Herbstsonne für ein Glücksgefühl sorgten.
Das alles Dank einer kleinen Wanderung.
Leider harmonisierte mein linker Fuß mit seinem Wanderschuh nicht so richtig. Was bereits nach wenigen Kilometern als kleine Rötung begann, entwickelte sich wenige Kilometer weiter zu einer schmerzhaften Blase wie man sie nur von schlechten Erzählungen kennt.
Fürs Umkehren war der Tag aber zu perfekt und der Fuss war ja sowieso hinüber.
Von dem nicht mehr so gleichmäßigen Schritt ließ ich mich ein wenig ausbremsen, aber letztendlich habe ich den schönen Rundweg wahrscheinlich eine Portion glücklicher vollendet als es ohne die Blase der Fall gewesen wäre.
Unglaublich und sehr angenehm war auch die Tatsache, dass wir auf dem gesamten Weg lediglich eine Handvoll anderer Menschen begegnet sind. Wie gesagt, der Stausee ist nur wenige Kilometer von Köln-Bonn entfernt. Dafür hat sich der genommene Urlaubstag an einem Donnerstag mehr als gelohnt.
Dass Wandern nicht nur was für ältere Generationen ist, merkte ich am nächsten Tag. Neben der schmerzhaften Blase, fühlte sich der Körper angenehm erschöpft an. Nicht weit entfernt von einem schmerzhaften Muskelkater, aber voll aufgeladen mit positiver Energie.
Eine Wiederholung wert
Bei guter Wetterlage kurzfristig unter der Woche einen Tag frei nehmen, um eine eine Tageswanderung in der Natur der näheren Umgebung zu unternehmen, das werde ich definitiv wiederholen.
Eine Tageswanderung erholt ungemein und sorgt für eine Unmenge Glückshormone im Verhältnis zu dem Aufwand den man investiert.
Praktische Infos: Talsperrenweg Wahnbachsee
Der Wanderweg führt nicht einfach am Ufer des Wahnbachsees entlang.
So mancher Anstieg und Abstieg (ca. 750 Höhenmeter) auf teilweise rutschigen Pfaden will bewältigt werden.
Genug Proviant schadet nicht, da es keine einzige Einkehrmöglichkeit direkt am Weg gibt.
Mehr Infos gibt es auf der Seite naturregion-sieg.de unter Wandern / Talsperrenweg
Impressionen
Meine persönliche Erinnerung an meine erste Wanderung – die Blase: